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Das Labyrinth in Budapest

Städte - bereist: Januar 2009

1200m Katakomben, in den 30er Jahren zum Luftschutzkeller aus Kellern und Gewölben erbaut . Nun ist es eine Attraktion, die als Weltkulturerbe geschätzt und geschützt wird: das Budavari Labyrinth
im Burgviertel von Budapest (www.labirintus.com/de). Künstler haben sie mit Skulpturen aus Stein und Eisen, Beleuchtung und Klangeffekten
mystifiziert.
Entmystifiziert haben sie die 4 Touristen, die von weitem hinter uns durch ihr Lachen und Reden zu hören waren. Typisch deutsche Touristen. Könnte man denken. Aber die nächsten Krakeler waren
Engländer. Die nächsten Amis. In Ruhe und mit allen Sinnen konnte offensichtlich kaum jemand diesen sehr beeindruckenden Ort geniessen.

Wir stehen in einer Nische. Vor uns geht eine Treppe nach oben, die nicht zum Betreten, sondern nur zum Erleben, gedacht ist, abgesperrt durch Eisenstangen. Dahinter nach 5m eine
Steinhaufenskulptur in Form eines Kreuzes. Und mehrere rostige Eisenstangen mit rundgeformten Enden, die an Bischofsstäbe erinnerten. Eingetaucht in ein schummeriges gespenstisches Licht. Dazu eine
weltfremde Musik, die Enya zum Entspannen hören könnte. Wir lehnen an einer Seite und geniessen. Amis kommen rein. "Look at this", "it's gorgious", "wow", "it's scary" hörten wir und kaum 10
Sekunden später waren sie wieder fort. Ein anderer kam herein. Er redete nicht, deshalb haben wir keine idee woher er kam. Er guckte, identifizierte das eindrucksvolle Fotomotiv und begann zu
knippsen. Nach 4 Blitzen und ein wenig Fummelei an den Belichtungseinstellungen war der Sinnesgenuß für ihn erledigt, festgehalten für die Nachwelt und er machte sich auf die Suche nach dem
nächsten Motiv. Mit eigenen Augen, also ohne Display, hat er wohl kaum etwas gesehen, erst recht nicht erlebt.
In dem letzte Teil des Labyrintes waren Fundstücke zu sehen, die Forscher in ein paar Millionen Jahren finden könnten von einer längst untergegangenen Zivilisation. Ein Turnschuhfussabdruck. Ein
Menschenabdruck auf einem Stein (wie ein Fossil), daneben der Abdruck von einem Laptop. Ein Abdruck von einer Colaflasche. Was bleibt wohl von all dem, was heute unser Leben ist, tatsächlich
erhalten? Und wer wird es sich angucken?

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